Abendrot und Morgenrot

"Abendrot - Schönwetterbot"

"Morgenrot - Schlechtwetter droht"

Was ist von diesen Wetterregeln zu halten und wie sind die physikalischen Hintergründe?

Weißes Licht (auch das Sonnenlicht) ist ein Gemisch aus Licht verschiedener Spektralfarben. Bei einer groben Einteilung kann man sagen, dass es die Spektralfarben blau, grün, gelb und rot gibt. Wenn die Spektralfarben in einem "ausgewogenen" Verhältnis vorliegen, empfinden wir die Farbe als "Weiß". Wenn Spektralfarben fehlen, empfinden wir die Summe der verbliebenen "Restfarben" in einer typischen Farbe.

Eine Entfernung von Spektralfarben aus dem weißen Sonnenlicht kann z. B. dadurch erfolgen, dass beim Weg der Sonnenstrahlen durch die Lufthülle eine Streuung das Lichts an den Luftteilchen erfolgt. Streuung bedeutet dabei eine Ablenkung des Lichts nach der Seite. Es gilt die Regel:

In der Reihenfolge blau - grün - gelb -rot wird die Lichtstreuung schwächer (Rayleigh-Streuung). Blaues Licht wird also am besten gestreut, rotes Licht viel weniger:

Von dem ursprünglich weißen Sonnenlicht kommt am Erdboden hauptsächlich der Rotanteil an. Wenn die Sonne sehr tief am Horizont steht, haben die Lichtstrahlen einen weiteren Weg durch die Atmosphäre als bei senkrechten Stand der Sonne, deshalb wird der Effekt sich hauptsächlich am Morgen und am Abend bemerkbar machen.

Die Lichtstreuung ist um so intensiver, je größer die Teilchen, an denen die Streuung stattfindet, sind. Luft enthält neben Stickstoff- und Sauerstoffmolekülen immer auch Wasserdampf (Wassermoleküle), deren Gehalt durch die relative Luftfeuchtigkeit angegeben wird. Steigt die relative Luftfeuchtigkeit auf 100%, so kondensiert der Wasserdampf zu feinen Wassertröpfchen. An diesen Tröpfchen ist die Streuung viel intensiver als an den Molekülen.

Eine Rotfärbung der Atmosphäre ist also ein Hinweis darauf, dass Wassertröpfchen in der Luft sind. Aus den Wassertröpfchen können sich Regenttropfen bilden: Die Rotfärbung ist also eigentlich ein Hinweis auf bevorstehendes schlechtes Wetter, womit die "Morgenrot-Regel" erklärt ist.

Warum ist aber ein Abendrot ein Anzeichen für gutes Wetter?

Die Sonne steht am Abend im Westen. Die Abendrot-Regel gilt nur dann, wenn am Westhimmel keine Wolken zu sehen sind. Da bei uns normalerweise Regenwolken aus dem Westen kommen, ist das Fehlen von Wolken natürlich ein gutes Zeichen. Die Abkühlung der Luft am Abend führt dazu, dass aus der Luft Wasserdampf zu feinen Tröpfchen kondensiert, wodurch die Voraussetzungen für die Entstehung der Rotfärbung des Himmels gegeben sind.
Die Wassertröpfchen setzen sich dann oft als Tau auf der Erde ab. Der Luft wird so Wasser entzogen, oft gibt es dann am nächsten Tag schönes Wetter.

Wetteregeln, die diese Vorgänge ausdrücken sind z. B.:

"Starker Tau hält den Himmel blau."

"Wenn am Morgen kein Tau gelegen, warte bis Abend auf sicheren Regen."

"Abendlichem Bodennebel folgt schönes Wetter."

Abendrot mit heranziehenden Wolken:
Hier kann man sich nicht darauf verlassen, dass das Wetter schön wird.

Anmerkung:

Nicht nur Wassertröpfchen verursachen die Rotfärbung des Himmels, sondern auch feine Staub- und Ascheteilchen, wie sie z. B. bei Vulkanausbrüchen in die Luft gelangen. Nach Vulkanausbrüchen beobachtet man deshalb oft besonders prächtige Abendrot. Das folgende Bild wurde nach einem Ausbruch des Vulkans Pinatubo auf den Philippinen aufgenommen:


Anmerkung: Ein Regenbogen entsteht durch Reflexion und Brechung des Sonnenlichts an Regentropfen. Lesen Sie mehr dazu unter dem folgenden Link: Das Stichwort "Regenbogen" bei WIKIPEDIA

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