Die Ekliptik - Der wechselnde Anblick des Sternhimmels im Jahreslauf

Vereinfacht kann man sich vorstellen, dass sich alle Fixsterne an der Fixsternsphäre befinden. Im Innern dieser Sphäre befindet sich die Sonne mit dem Planetensystem.

Von der Erde aus gesehen steht zur Zeit des Frühlingsanfangs die Sonne vor dem Hintergrund des Sternbilds Fische. Man sagt: Die Sonne steht im Sternbild Fische. (Natürlich ist das Sternbild Fische am Himmel zur Zeit nicht zu sehen, da seine Sterne von der Sonne überstrahlt werden)
Da sich die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne weiter bewegt, verschiebt sich auch die Position der Sonne vor dem Fixsternhintergrund. Die Sonne wandert so im Lauf eines Jahres durch verschiedene Sternbilder, die auch als "Tierkreis" bezeichnet werden: Fische, Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schlangenträger, Schütze, Steinbock, Wassermann. Der Großkreis, den die Sonne im Lauf eines Jahres an der Sphäre zurücklegt, wird als Ekliptik bezeichnet.
Ende August hat sich die Situation am Himmel gewandelt: Die Erde hat sich auf ihrer Bahn weiter bewegt, die Sonne steht jetzt (von der Erde aus gesehen) im Sternbild Löwe. Der hellste Stern im Sternbild Löwe (Alpha Leonis = Regulus) liegt fast genau auf der Ekliptik. Am 23. August steht die Sonne an dieser Stelle.

Schauen Sie im Frühling am Nachthimmel zum Sternbild Löwe: Ende August wird es nicht zu sehen sein, weil dann die Sonne davor steht und die Sterne überstrahlt.

Die hier beschriebenen Vorgänge sind der Grund dafür, dass sich im Lauf eines Jahres der Anblick des Sternhimmel ändert, es also die typischen Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Wintersternbilder gibt.

Eine genauere Beschreibung dieser Abläufe ist möglich, wen man die Begriffe Sonnentag und Sterntag verwendet.

Die folgende Abbildung ist nicht maßstäblich, insbesondere ist die Fixsternsphäre sehr viel weiter von der Sonne entfernt, als hier zum Ausdruck kommt.

In Stellung zeigt die an der Erde angebrachte Markierung genau zur Sonne. Wenn die Erde genau eine Umdrehung gemacht hat (Stellung II), zeigt diese Markierung noch nicht genau zur Sonne. Damit dies wieder der Fall ist, muss sich die Erde noch etwas weiter drehen. In Stellung II zeigt die Markierung (ebenso wie in Stellung I) praktisch genau auf den an der Sphäre befindlichen Fixstern. Von I nach II ist ein Sterntag vergangen. Wenn die Markierung wieder genau zur Sonne zeigt, ist ein Sonnentag vergangen.
Aus der Skizze entnimmt man, dass ein Sterntag kürzer ist als ein Sonnentag. Der Unterschied lässt sich leicht berechnen: Nach einem Jahr hat sich der Unterschied auf genau 1 Tag addiert. Oder anders ausgedrückt: Das Jahr hat einen Sterntag mehr als Sonnentage. Ein Jahr hat 24 * 60 Minuten = 1440 Minuten. Pro Tag beträgt also der Unterschied zwischen Sterntag und Sonnentag  von 1440 Minute / 365 , was gerundet 4 Minuten ergibt.

Grundlage unserer Uhrzeit ist der Sonnentag, 1 Sonnentag = 24 Stunden. Ein Sterntag hat dann etwa 23 Stunden und 56 Minuten.

Der Unterschied zwischen Sterntag und Sonnentag macht sich bemerkbar, wenn man eine Stern über  längere Zeit beobachtet.
Beispiel: Der hellste Stern im Sternbild Löwe (Alpha Leonis) steht am 20. Februar um 24.00 Uhr genau im Süden. Nach 23 Stunden 56 Minuten steht er wieder genau im Süden. Das heißt: am 21. Februar steht er schon  um 23.56 Uhr genau im Süden. Der Unterschied summiert sich von Tag zu Tag, nach 15 Tagen ist er schon auf eine Stunde angewachsen (15 * 4 Minuten = 60 Minuten = 1 Stunde), nach 30 Tagen auf 2 Stunden.

Wenn man vereinfacht annimmt, dass alle Monate 30 Tage haben, ergibt sich die folgende Tabelle:

Tag Regulus steht genau im Süden um
(Jeweils Mitteleuropäische Zeit;
Bei Sommerzeit muss jeweils eine 
Stunde addiert werden)
Kommentar
20 Februar 24 Uhr Regulus ist während der ganzen Nacht zu sehen
20. März 22 Uhr  
20. April 20 Uhr  
20. Mai 18 Uhr Bei Sonnenuntergang steht Regulus schon im Süden;
er ist dann noch in der ersten Nachthälfte
am Westhimmel zu sehen
20. Juni 16 Uhr  
20. Juli 14 Uhr  
20. August 12 Uhr Regulus steht mit der Sonne am Himmel;
er wird überstrahlt
20. September 10 Uhr  
20. Oktober 8 Uhr  
20. November 6 Uhr Bei Sonnenaufgang steht Regulus im Süden;
er war vorher in der zweiten Nachthälfte
am Osthimmel zu sehen
20. Dezember 4 Uhr  
20. Januar 2 Uhr  

Die hier für Regulus durchgeführte Überlegung gilt in entsprechender Weise für die anderen Fixsterne.

Bei den monatlichen Sternkarten zeigt sich dieser Effekt auch: Sie geben immer den Himmelsanblick für den 10. Tag des Monats an. Den gleichen Himmelsanblick hat man am 25. Tag des gleichen Monats schon eine Stunde früher.

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