Handelte es sich beim Stern von Bethlehem um eine Planetenkonstellation?

Das folgende Bild zeigt eine Serie von 12 Dias, die im Frühjahr 1980 im Abstand von jeweils etwa 14 Tagen gewonnen wurden (Reihenfolge: Obere Reihe von links nach rechts, dann zweite Reihe von oben von links nach rechts usw.):

(Gleiches Bild mit größerer Auflösung)

Auf den Bildern ist jeweils das Sternbild Löwe zu sehen. Die Sterne dieses Sternbildes bildeten in diesem Zeit den Hintergrund für die Planeten Jupiter und Saturn. (Auf dem zweiten Bild von links in der unteren Reihe stand auch der Mond im Sternbild Löwe. Er wurde durch einen Strauch "ausgeblendet".) Die Sterne des Sternbilds Löwe sind Fixsterne, sie verändern also ihren Standort auch bei Beobachtung über längere Zeit (praktisch) nicht. Jupiter und Saturn sind Planeten und bewegen sich also wie die Erde um die Sonne. Von der Erde aus gesehen verändern sie ihren Standort vor dem Fixsternhintergrund allmählich.  (Die Fixsterne sind natürlich viel weiter von uns entfernt als die Planeten)

Die Planeten sind gut zu erkennen, wenn man ein  Foto aus der obigen Serie mit einer Darstellung des Sternbilds Löwe aus einem Sternatlas vergleicht:

Das 3. Foto von links in der oberen Reihe

Das Sternbild Löwe aus einem Sternatlas

Wenn man die Fotos von links oben nach rechts unten miteinander vergleicht, stellt man fest, dass Saturn im ganzen Zeitraum seinen Standort praktisch nicht ändert, Jupiter aber sehr wohl. Jupiter bewegt sich zunächst auf Saturn zu, zieht an ihm vorbei, kehrt wieder um und zieht erneut an Saturn vorbei. Ein solches Ereignis ist relativ selten.

Die Begegnung von Jupiter und Saturn heißt in der Fachsprache Konjunktion. Bereits der Astronom Johannes Kepler (Anfang des 17. Jahrhunderts) berechnete, dass ein solches Ereignis im Jahr 7 v. Chr. statt gefunden hat, damals vor dem Hintergrund des Sternbilds Fische  (Pisces).

Er vertrat die Ansicht, dass dieses Ereignis "der Stern von Bethlehem" war. Dabei ist zu beachten, dass das Sternbild Fische in der Astrologie damals für das Land der Juden stand, Saturn für den König der Juden und Jupiter für für den König des Landes, aus dem die Sterndeuter kamen. Es musste den Sterndeutern so erscheinen, dass ihr eigener König den König der Juden besucht. So könnte auch der Bibeltext verstanden werden, dass der Stern vor den Sterndeutern "her zog". Sehr schön werden diese Abläufe in der alljährlichen Weihnachtsvorstellung des Planetariums Stuttgart gezeigt. Natürlich gibt es keinen endgültigen Beweis, aber insgesamt scheint diese Deutung von allen möglichen die schlüssigste Erklärung für den "Stern von Bethlehem" zu sein.

Wie kommt es zu diesen beobachteten Bewegungen?

Alle Planeten bewegen sich im gleichen Umlaufsinn um die Sonne (Wenn man vom Weltall aus auf den Nordpol der Erde blickt, bewegen sich die Planeten im Gegenuhrzeigersin). Die folgende Skizze zeigt Erde und Jupiter in einer speziellen Stellung: Von der Erde aus gesehen steht Jupiter entgegengesetzt zur Sonne, Jupiter steht in Opposition zur Sonne. Von den Zeitpunkten I und II bewegt sich die Erde um eine größere Strecke als Jupiter (2. Keplersches Gesetz). Wenn man von der Erde aus zu Jupiter blickt, bewegt sich dieser vor dem Hintergrund der Fixsternsphäre entgegengesetzt zu seiner Umlaufrichtung, er ist rückläufig. Im weiteren Verlauf bewegt sich Jupiter, von der Erde aus gesehen schließlich wieder in seiner eigentlichen Umlaufrichtung, er wird wieder rechtläufig. Die so entstehende Bewegung wird insgesamt als Oppositionsschleife bezeichnet.

Die folgende Skizze zeigt, dass bei Saturn die Oppositionsschleife viel weniger stark ausgeprägt ist als bei Jupiter: Saturn ist weiter von uns entfernt als Jupiter, außerdem bewegt er sich noch langsamer als dieser.

Während Jupiter seine Oppositionsschleife durchläuft, schein Saturn also vor dem Fixsternhintergrund praktisch still zu stehen. So erklären sich die die im obigen Foto zu erkennenden Bewegungen.

Damit es überhaupt zu einer solchen Konstellation kommt, müssen Jupiter und Saturn zur gleichen Zeit in Opposition zur Sonne stehen, was nur relativ selten vorkommt.

Buchtipp: Konradin Ferrari d´Ochieppo: Der Stern von Bethlehem in astronomischer Sicht; Brunnen-Verlag Gießen, 4. Auflage 2003, ISBN 3-7655-9803-8. Der Autor war Professor für Theoretische Astronomie an der Universität Wien und bringt viele Belege dafür, dass die oben beschriebene Planetenkonstellation die Erklärung für den "Stern von Bethlehem". ist